22 Februar 2009

Unibeginn.

Liebe Leserinnen und Leser,
Einen wunderschoenen total lahmarschigen Sonntag wuensche ich euch. Heute bin ich zu nix gekommen. Hier ist nichts los, ausser dass Damian verkatert im Bett liegt und die restlichen Jungs unten viel zu laut Fernseh schauen. Totaler Gammeltag. Wie ich so etwas hasse. Totale Zeitverschwendung. Das wusste schon Sven Regener als er den Songtext zu "Michaela sagt" schrieb: "Michaela sagt, sie kann Sonntage nicht leiden, denn da treiben alle Leute so wie Quallen durch den Tag"
Noch nicht mal lesen konnte ich, denn das Buch aus der Buecherei ueber die Geschichte Australiens verliert schon beim blossen Anschauen seine Seiten und eine Gebuehr fuer Verwahrlosung geliehener Buecher kann ich grade nicht gebrauchen.
Was gibt es sont noch so spannendes in meinem Leben? Die Uni hat begonnen. Donnerstag war mein erster Tag. Zwar war es nur ein Informationstag, aber immerhin. Wir internationalen Studenten wurde darueber aufgeklaert, wer Kevin Rudd ist, wie man Feuermelder benutzt und, dass es in Australien nicht gern gesehen wird, dass man sich in der Oeffentlichkeit die Nase putzt. Aha.
Danach gab es verschiedene Informationslesungen ueber die einzelnen Kurse die man waehlen kann, welche Kombinationen es gibt usw. Nach dem ersten Tag rauchte mein Kopf, denn ich konnte nicht all das waehlen, was ich mir vorgenommen hatte. Die Uni hat ein neues System eingefuehrt, in dem die Studenten auch Kurse ausserhalb ihres Bereiches absolvieren muessen, damit sie ihren Horizont erweitern. Das ist totaler Quatsch, denn jetzt verschwende ich Zeit und Geld damit mir sinnloses Gelaber ueber Globalisierung, Marketing und Demokratie anzuhoeren, anstatt Shakespeare im Englischen Literaturkurs zu geniessen. Naja, wenigstens konnte ich meinen Deutsch- und LInguistikkurs waehlen. Waer ja auch zu schoen gewesen, wenn das nicht ginge.
Die naechsten zwei Wochen, werd ich auf jeden Fall auch andere Kurse anschauen und gucken, wie weit ich alles umwaehlen kann.
Naechste Woche habe ich Ersti-Woche, eine Woche voller Spass, Spiel und Alkohol. Das wird ein Spass, wenn die kleinen 17-jaehrigen Australier richtig Alkohol trinken und mir die Schuhe vollkotzen. Aber das werd ich wohl auch ueberleben.
So, was laeuft in Sachen Wohnungssuche? Alles geklaert, wir ziehen aus.
Nachdem hier jetzt 7 Leute wohnen und am Mittwoch noch 2 dazu kommen (insgesamt 7 Jungs gegen 2 Maedels), kann ich es nicht mehr abwarten auszuziehen. Damian geht es genauso. Den ganzen Tag ueber ist der Fernseher an, alles ist dreckig, morgens hab ich ganze 10 Minuten im Bad. Wir haben es aufgegeben, eine passende Wohnung zu suchen, da alle Angebote noch zu teuer waren. Zum Glueck zieht gerade jemand aus unserem Freundeskreis aus einer 3er WG aus und wir ziehen ein. Das heisst zwar, dass wir nicht alleine wohnen, aber dafuer mit einem befreundeten Paar, dass Damian schon seit 20 Jahren kennt und die wirklich furchtbar nett sind. Darueber hinaus putzen sie auch ab und zu mal das Klo.
Wir werden in circa drei Wochen erst einmal in das kleinste Zimmer ziehen, vorruebergehend bis der andere ganz ausgezogen ist und wir das groessere Zimmer bekommen. Ich werd auch viel Platz haben einen Schreibtisch unterzubringen und die Uni kann ich innerhalb einer halben Stunde mit dem Fahrrad erreichen. Ich bin so froh, dass es endlich geklappt hat.
Gestern hat Dame mich ueberrascht. Wir packten Sachen fuer ein Picknich und natuerlich eine Flasche Wein und fuhren in die Stadt in den Botanischen Garten. Ich dachte, wir machten ein normales Picknich, aber ploeztlich sah ich hunderte von Leuten, die, genauso bepackt wie wir, in die gleiche Richtung liefen. Und dann kamen wir auch noch in einer Art Open Air Konzerthalle an, eigentlich eine riesige Freilichtbuehne, wo Menschenmassen gemuetlich am Hang auf Picknickdecken sassen und zur Buehne schauten. Ich hatte immernoch keine Ahnung, was hier vor sich ging, bis Damian mir das Programmheft gab. Jedes Jahr gibt es eine Reihe von Konzerten fuer lau und gestern sollte das Melbourne Symphonic Orchestra spielen.
Es war eine richitg coole Atmosphaere, leider konnten wir keinen guten Platz ergattern, sassen also auf unserer Decke und konnten die Buehne nicht sehen. Als es jedoch losging, wurde alles still und wir lauschten gemuetlich den Klaengen von Schubert, waehrend langsam die Sonne unterging. Ach, war das schoen und das ist auch der Grund warum ich Melbourne so liebe. Da treffen sich Freunde im Park auf einer Picknickdecke und haben einfach Spass dabei, an einem Samstag Abend klassische Musik zu hoeren. Wie toll.
So, es gibt jetzt Shepherds Pie, irgendso ein kulinarisches Ueberbleibsel englischer Kolonialherren. Wir Zeit, dass ich mal wieder Schweinbraten mache.
Liebe Gruesse an alle

Ps: Sofia, du darfst natuerlich trotzdem bei uns pennen :)

16 Februar 2009

Darf ich vorstellen:

Marina, die Hausfrau!
Neulich hab ich also selber Spaetzle gemacht, das war mir aber nicht genug an deutschen Koestlichkeiten. Es musste noch mehr sein, denn australische Koestlichkeiten gibt es eigentlich nicht. Mir war schon seit Tagen nach Quark, also suchte ich im Internet nach Rezepten und fand eins aus Milch und Buttermilch. Die kippte ich also zusammen und lies sie 2 Tage lang draussen stehen. Die Jungs waren alle sehr argwoenisch "Hat dir deine Mama nicht gesagt, dass man Milch nicht in die Sonne stellt?" Aber ich lies mich nicht beirren und lies die Bakterien schoen wachsen. Heute konnte ich es endlich aufmachen und war erstaunt, es hatte wirklich funktioniert. Ich kippte alles in mein neues Kaesetuch und lies es fuer 12 Stunden haengen. Das Ergebnis war sehr zufriedenstellend. Es war ein wenig sauer und noch zu fluessig, war eher also saure Sahne, aber es schmeckte gut auf Toast mit Honig. Also wie zu Hause. Morgen werd Kaesekuchen machen. Juhuu.
Sonst gibt es eigentlich nur zu erwaehnen, dass Damian und ich grade nach Wohnungen suchen, es sehr langsam laeuft, denn die guten Wohungen wurden schon von den ollen Studenten besetzt. Ich hab zwar schon die perfekte Wohung gefunden, leider ist die nach Damians Geschmack etwas weit weg und leider auch hart an der Preisobergrenze. Mal schauen, was sich noch tut, wir haben es ja nicht eilig mit dem Umziehen. Aber bald werden bei uns neun Leute wohnen, verteilt auf 3,5 Zimmer und zwei Baeder und ich weiss jetzt schon, dass mir das gewaltig gegen den Strich gehn wird.
So liebe Leute, ich wuensche euch eine gute Nacht und hofft alle mit, dass ich nach all dem Quarkzeug nicht morgen den ganzen
Tag auf Toilette verbringen muss. Machts gut.

09 Februar 2009

Waldbraende in Victoria

Zu allererst: Mir geht es gut. Zwar sind in ganz Victoria ueberall Waldbraende, die kommen aber nicht so dicht an Melbourne ran. Trotzdem ist die Lage schlimm. Im Moment brennen noch 27 Feuer und 134 Leute sind gestorben. Viele Stadte sind komplett abgebrannt, auch der Ort, wo Damian und ich letztes Jahr noch im Urlaub waren. Unseren damaligen Bed & Breakfast Vermietern ist nichts passiert, wir haben sie im Fernsehen gesehen, wie sie durch die verbrannten Ruinen liefen.
Woodend, wo die Jungs herkommen und ihre Eltern noch wohnen, wurde zum Glueck verschont. Nur 20 km entfernt steht nichts mehr. Wir waren noch am Sonntag dort und der ganze Himmel war voll mit rotem Dunst. Gleichzeitig war es mit 47 Grad der heisseste Tag in Victoria seit Wetteraufzeichnung.


Aber mal Schluss damit. Es gibt auch gute Nachrichten. Ich habe heute zum ersten Mal selber Spaetzle gemacht. Sandra hat mir zum Geburtstag einen Spaetzleschaber (heisst das so) geschenkt und der wurde heute eingeweiht. Es gabt Geschnetzeltes mit heller Pilzsosse und Spaetzle und es war so lecker. Mit einem leckeren Glas Sprudel in der Hand hab ich mich doch richtig wie zu Hause gefuehlt :)

Sonst ist hier nicht so viel passiert. Ich luemmel zu Hause rum, gucken Serien und warte bis die Uni anfaengt.

Ich hoffe euch geht es allen gut und schwitzt nicht so, wie ich in den letzten Tagen geschwitzt hab. Zum Glueck ist alles wieder abgekuehlt. Neuigkeiten gibt es hier bald oefter.

Liebe Gruesse von der vollgestopften Marina

03 Februar 2009

Australian Summer Tales

Good Evening Ladies and Gentlemen,

Es ist 7 Uhr abends, Dienstag und ich sitze im Garten, meine Fuesse sind in den noch warmen Kieselsteinen vergraben und betrinke mich. Nein, was heisst betrinken? Ich geniese die wunderbaren Freuden eines Winespritzers, Wein mit Limonade und Eis, und koste die letzten Sonnenstrahlen des Tages aus. Ja, in Australien geht die Sonne frueher unter als bei uns Deutschland, das liegt aber nur daran, dass wir hier weiter vom Aequator weg sind.
Aber genug mit dem wissenschaftlichen Gefasel. Jetzt gibt es knallharte Fakten:
46 Grad, im Schatten wohl gemerkt, Waldbraende, Wasserbegrenzungen, Stromausfaelle. All das waren die Themen der letzten Tage. Ich habe im Leben noch nicht so geschwitzt! Eine kleine Bewegung und die Schweissdreuesen in meinem Koerper fingen an Samba zu tanzen. Das wollte ich vermeiden und verbrachte so Mittwoch bis Samstag nur mit den Fuessen in einem Eimer Wasser getaucht (Eiswuerfel inklusive). Es waren schoene Stunden. Ich sah Fernsehsendungen von denen ich nicht einmal getraeumte haette sie wuerden existieren (wer wuerde schon 'Bridezillas' ueber verrueckt gewordene Braeute anschauen), faecherte mir unbeirrt Luft zu und trank circa 50 Liter Wasser am Tag. Laut den Wasserbegrenzungsbestimmungen blieben also nur noch 105 Liter fuer Dusche, Kochen und jegliche Toilettengaenge uebrig. Das war hart.
Zum Glueck gingen Damian und ich am Samstag japanisch Essen und konnte so meinen Tag etwas anders verbringen. Ich bekam ein 'kleines Sushiboot' das eher die Gestalt von Captain Cooks Fregatte annahm, als er vom England aufbrach, um neue Kontinente zu erkunden. Dementsprechend vollgestopf liefen! wir nach Hause.
Sonntag fuhren wir nach Ballarat, einst Ballaarat genannt, um eine Housewarming Party (Einweihungsparty) eines Freundes zu besuchen. Der arbeitet in der alten Goldgraeberstadt in einem Bergwerg und schmiss ein BBQ fuer uns. Der Garten seines Hauses war mit Omis ueberseht, und wir waren zu Recht verwundert, hatte er die Party nicht als Housewarming Party des Jahrhunderst angepriesen. Nichtsdestotrozt hatten wir Spass, assen halb rohe Huehnchenspiesse und tranken gemuetlich ein paar Lager.
Obwohl ich im Schatten sass, bekam ich einen von Australiens sehr gefuerchteten Schattensonnenbraenden. Oh oh. Die Sonne ist hier so schlimm, sie schleicht im Schatten auf die Haut und sogar wenn es bewoelkt ist kann man sie nicht aufhalten. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich keine Sonnencreme trug, aber es war doch bewoelkt!!
Montag hatte ich Geburtstag. Ich bedanke mich herzlich fuer alle Glueckwuensche und Geschenke :) Den Anfang des Tages verbrachte ich mit Gammeln im Sessel, fernsehgucken und Schokolade Essen. Aber dann hatte mein Damian auch Feierabend und wir fuhren ein paar Strassen weiter und assen lecker nordafrikanische Paella und Lammhacksen. Oh es war so lecker und so galt mal wieder die Devise: Entweder Hunger oder Schlecht, dazwischen gibts nichts!
Mein Geburtstagsgeschenk hatten Damian schom Dienstag vorher als Ueberraschunge bereitgehalten: Ein Tag im Open Rage Zoo in Weribee. Es war richtig cool, eine Art Stuckenbrock Zoo, wo man mit Safaribus rumfaehrt und Tiere guckt, die in riesigen naturgetreuen Gehegen leben. Hinterher sind wir noch durch den Park gewandert, haben Loewen bei der Fuetterung zugeschaut und Eis gegessen. Die Erdmaennchen waren total niedlich.
Mehr gibt es leider fuer diese Woche nicht zu berichten, zum Glueck denn meine Blase ist gerade geschwollen wie ein Kugelfisch. Genug mit den ueberdrehten Metaphern. Ich gehe jetzt und geniesse Stephs (deutsch, Freundin von Rob) Essen.

Bis die Tage meine Lieben, ich hoffe ihr erfriert nicht under der 'historischen Eisdecke, die Europa uebermannt!